Orgelkonzert mit M. Veltman

13. März 2009, 20:00 Uhr in St. Maria Königin

Michael Veltman
, geboren 1960 in Bonn, studierte Kirchenmusik, Orgel (bei Daniel Roth), Komposition (bei Friedrich Jaecker) und Kammermusik (bei Vladimir Mendelssohn) an den Musikhochschulen in Köln, Saarbrücken und Essen. Seine Konzerttätigkeit als Organist führte ihn - neben Konzerten u.a. in Holland und Israel - immer wieder an die großen romantischen Orgeln Frankreichs (Notre-Dame/Paris, Rouen/St.Denis).
Seit 1991 wirkt er als Kantor an St. Hippolytus in Troisdorf. Dort veranstaltet Veltman Oratorienaufführungen, "Gregorianische Nächte" und immer wieder Projekte in ökumenischer Zusammenarbeit, so z.B. die "Klangbrücke" zwischen St. Hippolytus und der Johanneskirche im Rahmen der Langen Nacht der Kirchen 2008 oder das Festival "TroisdorfBarock".

1991 gründete er zudem das Ensemble "TRA I TEMPI" für Neue Musik, dessen künstlerischer Leiter er ist und mit dem er seit 2005 die Konzertreihe "Erlebnis Neue Musik" im Theater im Ballsaal Bonn veranstaltet.
Als Komponist, dessen Werkkatalog von Solo- über Kammer- und Orchestermusik bis hin zum Musiktheater reicht, war er 1993 zu Gast beim "International Youth Music Forum" Kiev/Ukraine. 1998 wurde seine Komposition "Könnt alle Welt auch sehn ..." für das XXth International Festival of New Music "Manuel Enriquez" in Mexiko-City ausgewählt. 1998 erschien eine Porträt-CD mit seiner Kammermusik bei hänssler.

Programm

  • Johann Sebastian Bach (1685-1750): Präludium und Fuge e-Moll BWV 548
  • César Franck (1822-1890): Deuxième Choral en si mineur
  • Friedrich Jaecker (*1950): "Schrei" (2001)
  • Franz Liszt (1811-1886): Präludium und Fuge über BACH (1855)

Friedrich Jaecker studierte Komposition bei György Ligeti an der Musikhochschule Hamburg an. Seit 1980 lehrt er als Professor für Tonsatz an der Musikhochschule Köln. Als Komponist begann er mit der Konstruktion von Klangfeldern und Formverläufen. Im Anschluss an eine Suche nach einer "reinen" Musik, die mit sparsamsten Mitteln auskommt, erkundete er, inwieweit semantische Elemente oder subjektiver Ausdruck von der Musik angenommen werden. Für seine Kompositionen erhielt er eine Reihe von Preisen und Einladungen zu internationalen Festivals. 1998 und 2001 spielte das Ensemble "TRA I TEMPI" zwei Porträt-CDs mit seinen Kompositionen ein.

Presse-Echo

Mehr als ein Ersatz
Michael Veltman spielte an der Sindorfer Mönch-Orgel - Komponist Jaecker war vor Ort

[Dietmar Fratz] Kurzfristig musste das Orgelkonzert in der Sindorfer Kirche St. Maria Königin umbesetzt werden. Der vorgesehene Hartwig Barte-Hanssen war erkrankt, und der Bonner Organist Michael Veltman kurzfristig erst vier Tage vor dem Termin eingesprungen.

Veltman erwies sich als weit mehr als nur ein Ersatz. In einem abwechslungsreichen Konzert zwischen Barock und Moderne ließ er die Mönch-Orgel in vielen Farben erklingen. Bachs Präludium und Fuge in e-Moll stellte er als kraftvolle Eröffnung an den Beginn. Zwar hatte Veltman die ursprünglich geplante Registrierung wegen der harten Akustik der Kirche schon abgespeckt. Dennoch plärrten die Mixturen arg drückend im leider nur mäßig besetzten Kirchenschiff. In exaktem Metrum zog er dagegen mit bewundernswerter Technik auch die filigranen Werkteile der Fuge durch, und auch im Pedal war hohe Beweglichkeit angesagt.

Das starre Tempo tat seine Wirkung erst im Nachhinein, im Kontrast zu dem französisch-romantischen Choral in h-Moll von César Franck. Auf düsteren Oboen-Klängen fußt das Werk, um sich zu trotzigen Trompeten-Motiven aufzubäumen. Mit differenzierender Dynamik und apart singenden Registern steigerte Veltman das Werk zu markigem Fortissimo.

Ein zeitgenössisch-modernes Werk des Kölner Musikprofessors Friedrich Jaecker malte einen "Schrei" in Tönen nach. Die ganze Bandbreite zwischen tinnitusartigem Pfeifen und urtiefem Subbass bildeten die Farbpalette, aus der Veltman aufgewühlte Gefühle nachzeichnete. Der anwesende Komponist war erfreut, dass sein Werk in jeder Interpretation, bedingt auch durch die Disposition der Instrumente, stets neue Aspekte herausstellt.

Als Bonbon beschlossen Präludium und Fuge über Bach von Franz Liszt das Konzert. Jagend und archaisch, immer wieder unterbrochen von kleinteiligem Laufwerk im Obermanual legte Veltman das Werk in breitem Tempo-Spektrum an.

Da die Kirche St. Maria Königin erst am Vortag eine neue Heizung bekommen hatte, musste sich die Orgel langsam an die zurückkehrende Wärme gewöhnen. Um die daraus resultierende Verstimmung des Instruments in Grenzen zu halten, war es arg kühl im Gemäuer, weshalb der Verzicht auf eine Zugabe dem freudig applaudierenden Publikum nicht ungelegen gekommen sein wird.
[Erschienen in: Kölnische Rundschau vom 18.3.2009]