Musik aus Renaissance und Barock

21. September 2007, 20 Uhr in St. Ulrich

Con Moto und ein Projektchor
Leitung: Gudrun Bonnemann

Evensong mit Musik auf historischen Instrumenten aus Renaissance und Barock sowie Texten aus dieser Zeit

Presse-Echo

[Dietmar Fratz] Einmal im Monat findet in der Ulrichkirche ein „Evensong“, ein musikalisches Abendgebet statt. Die Kirche ist stets gut gefüllt. Grund dafür ist unter anderem die stilistische Vielfalt, die den Besuchern geboten wird. In diesem Monat stand die besinnliche Stunde fast ganz im Zeichen der Renaissance. Gudrun Bonnemann hatte mit einem „Projektchor“ eigens für diesen Abend Chorsätze aus dem 16. Jahrhundert einstudiert. Einem innigen Kyrie folgte ein klar-bewegliches „Dixit Maria“ von Lassus. Der 15 Sänger und Sängerinnen starke Chor füllte mühelos den Kirchenraum, und die Stimmen vermischten sich gut zum kompakten Gesamtklang.
Die eigentliche Attraktion aber war die instrumentale Vielfalt von „Con Moto“, einem Ensemble für Renaissance-Musik. Es war Leben im Altarraum, nicht nur, weil fast alle Instrumentalisten auch im Chor mitsangen, sondern auch, weil sie meistens mehrere, zum Teil respektabel große Instrumente spielten. So war der stete Wechsel zwar etwas umständlich, die klangliche Vielfalt war jedoch umso erfreulicher. Manche Musiker hatten ganze Körbe voller Instrumente neben dem Notenpult stehen. So erklangen die Musiken, die die Prägung des Mittelalters noch nicht ganz abgeschüttelt haben, in stets neu gemischtem Klangbild. Krumm- und Gemshörner, Basstheorbe (ein 14-saitiges, kunstvoll gefertigtes Lauten-Instrument mit sonoren Bordun-Saiten), Renaissance-Flöten in allen Stimmlagen bis zum tiefen Bass, allerlei Trommeln und sonstiges Schlagwerk sowie ungewöhnliche Streichinstrumente sorgten für ein heutzutage eher seltenes Klangspektrum, dessen apartem Reiz sich der Zuhörer bereits nach wenigen Takten nicht mehr entziehen kann. Auch der freundliche kleine Kirchenraum erinnert ein wenig an die aufkeimende Lebensfreude der Renaissance; dazu gesellte sich der karge Kerzenschein, und so schuf der Evensong eine Atmosphäre, die an einem Freitagabend erfreulich weit weg führte vom hektischen Alltag. Mit dem abschließenden „Abendsegen“ aus Humperdincks Märchenoper „Hänsel und Gretel“, der zwar nicht ganz in die Zeit passte, schuf der Chor einen anrührenden Ausklang.
(erschienen in: Kölnische Rundschau vom 26.9.2007)