"Elias" mit dem Chorus Musicus Köln

Sonntag, 22. November 2009, 19 Uhr in St. Maria Königin
Felix Mendelssohn Bartholdy: "Elias". Oratorium

Ausführende:
Claudia Barainsky (Sopran)
Franziska Gottwald (Alt)
Rainer Trost (Tenor)
Thomas E. Bauer (Bass)
Chorus Musicus Köln
Mülheimer Kantorei
Das Neue Orchester
Leitung: Christoph Spering

Einführung durch Dr. Rainer Stuhlmann um 18:30 Uhr.

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Der Eintritt zu dieser öffentliche Generalprobe ist frei. Es wird um eine Spende zugunsten der neuen Orgel für St. Ulrich gebeten.
Sindorfer Kirchenmusik 2009 in Zusammenarbeit der Stadt Kerpen, dem Musikforum Köln e.V. und der ev. Kirchengemeinde Köln-Mülheim
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Die Ausführenden

Christoph Spering gehört zu den renommiertesten Spezialisten für historische Aufführungspraxis im internationalen Musikbetrieb. Unbekanntes bekannt und Bekanntes interessant zu machen, ist das Motto seiner musikalischen Arbeit und mit seinen lebendigen Interpretationen verfolgt er das Anliegen, dem Publikum stets neue Hörweisen zu eröffnen.
Im Zentrum der künstlerischen Arbeit und der Forschung von Christoph Spering steht das Repertoire der Klassik und Romantik. Als einer der ersten Dirigenten ist er schon in den 80er Jahren mit Aufführungen von Werken des 18. und 19. Jahrhunderts im historischen Aufführungsstil hervorgetreten und hat damit einen innovativen Weg der Interpretation beschritten. Seinen internationalen Schlüsselerfolg hatte er mit der Erstaufführung der von ihm wieder entdeckten Mendelssohnschen Fassung von Bachs Matthäuspassion im Théatre des Champs-Elysées in Paris.
Durch die Gründung seiner eigenen Ensembles Chorus Musicus Köln und Das Neue Orchester konnte er Jahre die Gattungen Oper und Oratorium zum wesentlichen Schwerpunkt seines Repertoires entwickeln. Gastspiele führten in den letzten Jahren in die Konzerthäuser bedeutender Musikmetropolen wie Paris, Amsterdam, Wien, Lissabon, Madrid, Luxemburg und Tel Aviv.

Der Chorus Musicus Köln wurde 1985 von Christoph Spering gegründet und ist als Kammerchor der Mülheimer Kantorei weit über die Grenzen Kölns hinaus bekannt geworden. Inspirierte und musikwissenschaftlich fundierte Aufführungen begründen diesen Ruf. Das breit gefächerte Repertoire reicht vom Barock bis ins 20. Jahrhundert; ein Schwerpunkt der Arbeit liegt dabei auf weniger bekannten Werken der Klassik und Romantik, deren Interpretation im Sinne einer an historischer Aufführungspraxis orientierten Sicht immer mehr Beachtung findet.

Das Neue Orchester wurde 1988 von Christoph Spering gegründet und es ist das erste deutsche Ensemble, das aufführungspraktische Überlegungen auch auf die Musik der Romantik anwandte. Zügige Tempi, kantige, ausdrucksstarke Klänge, und interpretatorische Frische sind das Markenzeichen des Orchesters, dessen Aufführungen immer wieder zu neuen Hörerlebnissen führen. Sowohl bekannte als auch zu Unrecht vergessene Meisterwerke stehen im Mittelpunkt der musikalischen Arbeit des Orchesters, dessen Mitglieder alle umfassende Erfahrungen im Bereich des historischen Instrumentariums gesammelt haben.

Presse-Echo

Chor sang „Elias“ mit viel Feuer

[Dietmar Fratz] Zum wiederholten Mal hielt der Chorus Musicus Köln der Mülheimer Kantorei eine öffentliche Generalprobe in der Sindorfer Kirche St. Maria Königin ab. „Ich gehe viele lieber zu Generalproben“, verriet Dirigent Christoph Spering, „weil da schon mal was passieren kann“.

Für ein Konzert in Antwerpen probte das Ensemble mit Solisten und Orchester das Oratorium „Elias“ von Felix Mendelssohn Bartholdy. „Eigentlich mehr eine geistliche Oper“, erläuterte Spering in Ergänzung zu den Ausführungen des Theologen, Pfarrers und Chormitgliedes Rainer Stuhlmann, der eine Einführung zum Werk gab.

Der alttestamentliche Elias, nachzulesen im biblischen „Buch der Könige“, zürnt dem Volk, das sich unter König Ahab von Jahwe ab- und dem Baals-Kult zugewandt hat. Mit Ahab vereinbart Elias nach dreijähriger Strafdürre, dass beide ihren Gott anrufen, um ein Brandopfer anzuzünden. Die Reaktion soll als Gottesbeweis dienen. Elias obsiegt, tötet die heidnischen Priester und wird selbst von Ahabs Schergen gejagt bis zu seiner Aufnahme in den Himmel. Viel religionspolitische Spannung schon damals also im Nahen Osten.

Zündelndes Feuer und aufgebrachte Volksseele hat Mendelssohn mit seinem Werk noch weiter angefacht. Der Chor legte, gestützt durch die stramme Akustik der Kirche, mit atemberaubender Macht los, sowohl als Volk in den Turbae-Chören als auch in der Rolle des Erzählers, Betrachters oder Deuters. Aber auch herrliche Melodiebögen erstrahlten in nobler Eleganz, wie diverse musikalische Sonnenaufgänge, die geradezu für Gänsehaut beim Publikum in der vollbesetzten Kirche sorgten. Das Neue Orchester, wie der Chor in den 80er Jahren von Spering gegründet, stand in puncto Spielfreude den gut 70 Choristen in nichts nach. Flötige Idylle, trauernde Streicher, Macht und Urgewalt demonstrierendes Blech mit Pauken belebten die Szenen, die die Musik vor das geistige Auge führte.

Bass Thomas E. Bauer führte als Elias die Solistenriege an. Allein in der Tiefe verlor sein emotionsgeladener Vortrag ein wenig an Spannung. Klar und rein gab Claudia Barainsky (Sopran) Knaben, Engel und Witwe. Altistin Franziska Gottwald sang mit rundem Ton die intrigante Königin und das anrührende „Sei stille dem Herrn“. Tenor Rainer Trost hatte nicht die oratorienübliche Testo-Rolle, dafür aber andere gut ausgeformte Passagen. Und aus der Ferne des Kirchenfoyers sangen drei Chordamen engelsgleich das Terzett „Hebe deine Augen auf“.

Die Erwartung, dass man bei Generalproben Pannen erleben kann, erfüllten Spering und seine professionellen Ensembles dann doch nicht. [erschienen in: Kölnische Rundschau, 25.11.2009]