2. Orgelnacht 1998

"Unsere Orgel steht Kopf ..."

... noch mehr Außergewöhnliches aus dem Nachtleben der "Königin der Instrumente"

2. Sindorfer Orgelnacht
Freitag, 11. September 1998

Programm:
19.00 Uhr: Wir stellen die Orgel vor
20.00 Uhr: Händel: Drei Orgelkonzerte
21.00 Uhr: Chor und Orgel
22.00 Uhr: Orgelkuriositäten aus USA
22.50 Uhr: Orgel & Stummfilm


Moderation: Dieter Schiffer
Idee und Konzeption: Josef Wieland, Walter Bässler
Durchführung: Pfarrgemeinde Maria Königin, Kulturamt der Stadt Kerpen
Künstlerische Leitung: Gudrun Bonnemann

Wir stellen die Orgel vor

Warum eine Orgel für 800.000 DM?
Wie funktioniert sie?
Was ist das Besondere an der Sindorfer Orgel?

Die und viele andere Fragen beantwortet unsere unterhaltsame Einführung in die Geheimnisse der 1996 erbauten Orgel der Firma Mönch in Überlingen /Bodensee. dazu erklingen die über dreißig Register mit mehr 2000 Pfeifen anhand ausgewählter Improvisationen.

Ausführende:
Dieter Schiffer, Moderation
Christoph Hamm, Orgel (Bonn)
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Händel: Drei Orgelkonzerte

- Orgelkonzert op. 7 III B-Dur
- Orgelkonzert op. 7 II A-Dur
- Orgelkonzert op. 7 I B-Dur

Ausführende:
Gudrun Bonnemann, Orgel (Sindorf)
Junges Sinfonieorchester Bergheim e.V.
Leitung: Franz-Josef Stürmer
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Orgel und Chor

- Benjamin Britten: "Missa brevis in D"
- Josef Rheinberger: "Salve Regina"
- Felix Mendelssohn Bartholdy: "Laudate pueri"
- Franz Strohbach: "Missa beata Virginis"

Ausführende:
Fritz Storfinger, Orgel (Oberhausen)
Mädchenchor am Kölner Dom
Leitung: Oliver Sperling
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Orgelkuriositäten aus USA

- James Hewitt: "The Battle of Tenton"
- John Knowless Pain: Konzertvariationen über "Star spangled banner" op. 1

Ausführende:
Fritz Storfinger, Orgel (Oberhausen)
Dieter Schiffer, Moderation

Fritz Storfinger ist leidenschaftlicher Sammler von zu Unrecht vergessener Kirchenmusik. In seinem ca. 30-minütigen Intermezzo führt er uns mit dem Schlachtengemälde aus der Feder des Beethoven-Zeitgenossen Hewitt in die USA, einer hier nahezu unbekannten und unterschätzten Orgellandschaft. Mit dem Werk von Pain erklingen überaus bekannte Töne mit hohem Unterhaltungswert. Mehr sei nicht verraten.
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Orgel & Stummfilm

"La Passion de Jeanne d’Arc" (Frankreich 1928)
mit Marie Falconetti
Regie: Carl Theodor Dreyer
Musik und Orgel: Wilfried Kaets
Tenor: Klaus Paulsen

Carl Theodor Dreyers Stummfilm "Die Passion der heiligen Johanna" war 1928 ein radikales, völlig aus dem Rahmen des damaligen Filmschaffen fallendes und zeitloses Werk. Dreyer zeigt nicht die kämpferische Heldin in der schimmernden Rüstung, sondern das einfache Bauernmädchen Jeanne in ihren letzten Lebenstagen. In den Momenten größter Bedrängnis und Einsamkeit. Wilfried Kaets hat hierzu eine anspruchsvolle und expressive Musik geschrieben, die die Intensität dieses wunderbaren Films unterstreicht und Bild und Musik in einen dynamischen Dialog verwickelt.
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Presse-Echo

Sechsstündiger Musikmarathon in Sindorf lockte 300 Besucher an

[Nicole Ritter] Was treibt sie wohl, die Kirchenorgel, wenn das "Gehet hin in Frieden" Wirklichkeit geworden, die letzten Kerzen im Raum erloschen und alle Fähnchen vom Weihrauch verzogen sind? Schweigt sie bis zum nächsten Gottesdienst, oder gibt es da noch ein anderes Leben für die so genannte Königin der Instrumente? Für die Mitglieder der Sindorfer Gemeinde ist die Antwort sonnenklar. Ihre im Jahr 1996 erbaute Mönch-Orgel leistet sich so manches abseits des Gotteslobs. Von "Außergewöhnlichem aus dem Nachtleben der Orgel" wird gemunkelt, an anderer Stelle heißt es gar "Unsere Orgel steht Kopf". Und wie sich das anhört, davon handelt die nunmehr bereits 2. "Sindorfer Orgelnacht".
Nach dem Erfolg des Vorjahresspektakels präsentiert die Gemeinde zusammen mit der Stadt nun die Zweitauflage dieses knapp sechsstündigen Musikmarathons – zu dem an die 300 Besucher gar aus Bonn und Düsseldorf anreisten, um das Treiben rund um die 2000 Pfeifen mitzuerleben.
Zum Auftakt ließ der international konzertierende Organist Christoph Hamm die Orgel aus allen Zungen und Mixturen blitzen – war es doch seine Aufgabe, zusammen mit dem Moderator die Eigenheiten des Instruments in Improvisationen vorzustellen.
Die "Hausherrin" Gudrun Bonnemann lieferte sich im Anschluss einen brillanten Wettstreit mit dem Jungen Sinfonieorchester Bergheim. Dirigiert von Franz-Josef Stürmer, ließen die Musiker die festlichen Klänge von Händels drei Orgelkonzerten op. 7 I-III erklingen, vergnüglich-virtuose Werke , die Händel eigentlich als Pausenfüller für seine Oratorienaufführungen komponiert hatte.
Mit dem Auftritt des Mädchenchors am Kölner Dom erfolgte jener Programmpunkt, der von vielen Konzertbesuchern als Höhepunkt erlebt wurde. Erst jüngst konnten die jungen Damen um Dirigent Oliver Sperling wieder einen prominenten Preis beim Deutschen Chorwettbewerb verbuchen. Mit ihren lieblichen und kristallklaren Stimmen, zugleich mit einem immensen musikalischen Feingefühl für alle Stimmungsfacetten der Werke, bezauberten sie die Hörer mit Benjamin Brittens spröder "Missa brevis" und Felix Mendelssohn Bartholdys lieblichem "Laudate pueri".
Weitaus irdischer ging es dann weiter, hatte der Oberhausener Organist Fritz Storfinger, passionierter Sammler von Orgelkuriositäten, doch in die Kiste musikalischer Absonderlichkeiten gegriffen. Mit Variationen über die US-Nationalhymne, komponiert von John Knowless Pain, sorgte er für Schmunzeln. Das hingegen konnte beim nächtlichen Schlussbeitrag nicht passieren: Der Kölner Regionalkantor Wilfried Kaets, seines Zeichens Lehrbeauftragter für Filmmusik, präsentierte seine Komposition über den französischen Stummfilm "Die Passion der Jeanne d’Arc" aus dem Jahr 1928 – ein beklemmendes Werk, das Kaets vom Tenor Klaus Paulsen mit Lautmalereien unterlegen ließ. Für die Veranstalter steht fest: "Wir machen es wieder". (Kölner Stadt-Anzeiger vom 14.09.1998)