Chorkonzert vom 22.11.1989

Madrigalchor Kerpen zog bei seinem Konzert alle Register der vokalen Kunst

[Anne Koizlik]. "Die Himmel erzählen die Ehre Gottes, und die Feste verkündigt seiner Hände Werk!". Mit diesem Psalmvers, in der Vertonung von Heinrich Schütz, eröffnete am Freitag in der Christuskirche der Madrigalchor Kerpen ein anspruchsvolles Konzert. Unter der Leitung von Gudrun Bonnemann erklang geistliche Chormusik aus vier Jahrhunderten. Der klein besetzte Chor überzeugte die zahlreichen Zuhörer der gut besuchten Abendveranstaltung mit hoher A-cappella-Kultur.
Auf dem Programm standen vier – bis achtstimmige Motetten. Mit diesem Begriff werden mehrstimmige, auf einen Bibelspruch aufbauende Kirchengesänge ohne Instrumentalbegleitung bezeichnet. Die geistlichen Chöre wurden hinsichtlich ihrer Texte eindringlich und sinnenfällig gestaltet. Der Madrigalchor gefiel mit einem kultivierten, vollen, aber dennoch schlanken Klang. Hinsichtlich der Homogenität jedoch – unter Berücksichtigung eines sehr hohen Maßstabs – sind noch Schritte zu einer weiteren Vervollkommnung vorstellbar: So war gelegentlich ein etwa greller Sopran auszumachen. Ihm stand ein Bass gegenüber, dem man im Vergleich dazu ein wenig Volumen gewünscht hätte.
Für Heinrich Schütz, dem eine große Bedeutung in der protestantischen Kirchenmusik zukommt, ist der meisterliche Umgang mit der deutschen Sprache charakteristisch. Von ihm stimmte der Chor die eingangs erwähnte Psalm-Motette an. Rhythmisch akzentuiert wurde das Halleluja, als Aufruf zum Lobe Gottes, in der Motette "Das ist mir lieb" von Johann Hermann Schein gesungen.Der Name Felix Mendelssohn Bartholdy steht für die Wiederbelebung der Motette in der Romantik. Von ihm wurde das Werk "Warum toben die Heiden" vorgetragen. Auch die modernere Musik war vertreten, zum Beispiel mit Rudolf Mauersberger. Bei diesem Komponisten ergab sich eine interessante Parallele zu einem hiesigen Chor: so führt der "Junge Chor Haus Overbach" sein alttestamentarisches „Wie liegt die Stadt so wüst“ ebenfalls im Repertoire. Für das Finale hatte sich der Madrigalchor einen glanzvollen barocken Schlusspunkt gewählt: die Sänger beendeten das Konzert mit einem Vertreter der weit verzweigten Musiker-Familie Bach. Von Johann Ludwig erklang mitreißend schön "Das ist meine Freude". Der relativ unbekannte Komponist, so war dem informativen Programmheft zu entnehmen, ist ein entfernter Vetter des großen Johann Sebastian. Bei diesem Werk wurden noch einmal alle "Register" der vokalen Kunst gezogen und eine virtuose Stimmbeherrschung bei den schnellen Läufen der Koloraturen bewiesen. Viel Beifall belohnte die Sänger und Sängerinnen sowie ihre engagierte Dirigentin. (Jülicher Nachrichten vom 30.11.1989)