Chorkonzert vom 04.01.1986

Programm

Johann Eccard: "Ich steh an Deiner Krippen hier" zu fünf Stimmen
Andreas Hammerschmidt: "Machet die Tore weit" zu sechs Stimmen
Anton Bruckner: "Ave Maria" zu vier bis sechs Stimmen
Johann Eccard: "Übers Gebirg Maria geht" zu fünf Stimmen
Max Reger: "Unser lieben Frauen Traum" zu vier bis sechs Stimmen
Hermann Schroeder: "Siehe, die Jungfrau" zu vier bis fünf Stimmen
Gottfried Wolters: "Maria durch ein Dornwald ging" zu fünf Stimmen
Michael Praetorius: "Der Morgenstern ist aufgedrungen" zu vier Stimmen
Leonhart Schröter: "In dulci jubilo" zu acht Stimmen
Samuel Scheidt: "O Jesulein zart" zu vier Stimmen
Hermann Schroeder: "Kindelein zart" zu vier bis sechs Stimmen
Michael Praetorius: "Es ist ein Ros‘ entsprungen" zu vier Stimmen
Johann Eccard: "Ich sehe dich mit Freuden an"
Jan Pieterzoon Sweelinck: "Hodie Christus natus est" (Zugabe)

Ausführende:
Madrigalchor Kerpen
Leitung: Gudrun Bonnemann

Presse-Echo

Der Madrigalchor Kerpen bot wieder Spitzenqualität
Weihnachtskonzert mit alten und modernen Kompositionen

[Heinz Hillmann] Ein weihnachtliches Konzert mit starkem musikalischen Ausdruck gestaltete in der vollbesetzten St. Ulrichkirche der erst seit wenigen Monaten bestehende Madrigalchor Kerpen. In dieser seiner zweiten öffentlichen Darbietung beweis der Chor aufs neue seine außerordentlichen stimmlichen und gestalterischen Qualitäten.
Geheimnis wurde spürbar
Unter der Leitung von Kantorin Gudrun Bonnemann ließ die Chorgemeinschaft das biblische Weihnachtsgeschehen in den musikalischen Zeugnissen der alten Meister und der Komponisten unserer Tage erklingen: Von der Verkündigung bis zum ekstatischen Jubel der Engelchöre in der Heiligen Nacht wurde den Zuhörern kraft des musikalischen Mediums das weihnachtliche Geheimnis als Erlebnis spürbar.
D Liedanfang „Ich steh an deiner Krippen hier“ galt auch als Motto des ganzen Konzerts. In der gleichnamigen Motette, von Johann Eccard fünfstimmig gesetzt, wurde die stimmliche Vehemenz des Madrigalchors offenbar, die sich in Andreas Hammerschmidts Psalm-Chorsatz „Machet die Tore weit“ noch verstärkte: Immer waren es die Oberstimmen, die, von den Bässen und Tenören dezent gestützt, „den Ton angaben“ und das eigentliche Klangbild der Chorgemeinschaft zeichneten.
Anton Bruckners siebenstimmige Motette „Ave Maria“, von den Kirchenchören oft gesungen, aber in der hier gebotenen Qualität selten erreicht, war das textliche und musikalische Pendant zu dem herb-schönen Reger-Satz „Unser lieben Frauen Traum“ und dem expressiven Chorsatz „Siehe, die Jungfrau“ des Zeitgenossen Hermann Schroeder.
Eine der schönsten adventlichen Chorkompositionen unserer Tage ist der von Gottfried Wolters strophisch durchkomponierte Satz „Maria durch ein Dornwald ging“, der im Dialog der Frauen und Männerstimmen eine optimale Ausdeutung fand.
Musikalische Weihnachtsfestgaben der alten Meister waren der vierstimmige Chorsatz „Der Morgenstern ist aufgedrungen“ (Praetorius), das achtstimmige „In dulci jubilo“ von Leonhart Schröter, einer der schönsten Sätze des Abends überhaupt, und von Samuel Scheidt, wieder vierstimmig gesetzt, die wunderschöne Weise „O Jesulein zart“, dem sich „Kindelein zart“ von Hermann Schroeder als zeitgenössisches Exempel anschloss.
Überraschendes FinaleHier durfte dann auch der berühmte Praetorius-Satz „Es ist ein Ros entsprungen“ und „Ich sehe dich mit Freuden an“ als dritte Strophe des Eingangschores nicht fehlen. Das überraschende Finale war nicht im Programm vermerkt: Es war die Motette „Hodie Christus natus est“ von Jan Pieterzoon Sweelinck , die wohl schwierigste und ausdrucksvollste Darbietung des Konzerts überhaupt, die den minutenlangen Schlussbeifall geradezu herausforderte. Die Zugabe „In dulci jubilo“ rundete die A-cappella-Kompositionen, die man so perfekt gesungen selten zu hören bekommt, ab. (Kölnische Rundschau vom 06.01.1986)