Konzert vom 01.07.1995

Programm

F. Schubert: "Mirjams Siegesgesang". Kantate für Solo-Sopran, Chor und Klavier
F. Schubert: Duo a-moll ("Lebensstürme") op. posth. 144 (D 947) für Klavier zu vier Händen
F. Schubert: "Der Gondelfahrer" op. 28 (D 809) für vierstimmigen Männerchor und Klavier
G. Rossini: "La Carità" für Solo-Sopran, vierstimmigen Frauenchor und Klavier
J. Brahms: "Liebeslieder-Walzer" op. 52 für vier Singstimmen und Klavier zu vier Händen
J. Brahms: "Nun, ihr Musen, genug" für vier Singstimmen und Klavier zu vier Händen
(aus den Neuen Liebeslieder-Walzern op. 65)

Ausführende:
Michaela Krämer, Sopran
Michael Jüttendonk und Thomas Palm, Klavier
Madrigalchor Kerpen
Leitung: Gudrun Bonnemann

Chorbesetzung:
Sopran: Herma Falke, Tina Görgens, Christiane Kalisch, Ursula Mathar, Heidi Möll, Katja Stürmer, Ursula Thelen
Alt: Gisela Feldhoff, Bettina Hanker, Blandine Höfer, Alexandra Immisch, Almut Wagner, Waltraut Windmuller
Tenor: Walter Bässler, Tim Bonnemann, Stephan Falke, Thomas Kreckel, Friedhelm Mollier, Martin Schmitz
Bass: Markus Mathar, Markus Perger, Dieter Schiffer, Michael Thelen, Werner Tillmann

Presse-Echo

Liebeslieder-Walzer und eine Nonsens-Interpretation
Zehn Jahre Madrigalchor –Umjubelter Höhepunkt des Geburtstags-Konzerts war Schuberts „Gondelfahrer“

[Nicole Ritter] Vor zehn Jahren wurde er stürmisch willkommen geheißen, der neue Erdenbürger, der fortan auf den Namen „Kerpener Madrigalchor“ hören sollte. „Glanzvoll, mustergültig, ohne Schwächen“ waren da nur einige Jubeltöne, die schon die konzertante Geburt begleiteten. Wie hat sich der vielgelobte Nachwuchs entwickelt?
„Der gute Ton im Kreis“
Eine Frage, die sich die zahlreichen Freunde des dynamischen Teenies nun im Schulzentrum Horrem-Sindorf beantworten konnten, wo die Madrigalisten zum großen Geburtstagskonzert aufspielten.
Selbstbewusst scheinen sie jedenfalls zu sein, glaubt man dem flotten Slogan „Wir - der gute Ton im Erftkreis“. Dass die jungen Sänger unter der Leitung von Gudrun Bonnemann selbigen auch wirklich treffen können, bewiesen sie gleich zum Auftakt: In Franz Schuberts Kantate zum alttestamentarischen „Siegesgesang der Mirjam“ verzückten sie die Hörer nicht nur mit einer glockereinen, transparenten Stimmführung und einem „festgeschweißten“ Ensemblegefüge. Wendig flatterten sie von einer Ausdrucksfacette zur nächsten, gaben sich mal grimmig und schreckensbewegt, präsentierten sich in scheuer Gottergebenheit und in stürmischem Jubelton. In der Sopranistin Michaela Krämer hatten sie eine gleichermaßen wandlungsfreudige und professionelle Mitstreiterin gefunden, deren kristalline Stimme bereits seit einigen Jahren die Konzertprogramme der Kerpener ergänzt. Und auch Michael Jüttendonk und Thomas Palm, bewährte Begleiter am Klavier, trugen mit ihrem soliden Vortrag von Schuberts Klavierduo „Lebensstürme“ temperamentvoll und anrührend zum gelingen des Konzerts bei. Zum lauthals umjubelten Höhepunkt jedoch wurde die ungestüme Nonsens-Interpretation von Schumanns „Gondelfahrer“. In der Inszenierung des Chores schien der (sonst durchweg romantische) Gondoliere wohl eher im tückischen Chianti denn in harmlosen venezianischen Gewässern zu dümpeln.
Wilde GlutgefühleJohannes Brahms „Liebeslieder-Walzer“, jenes Debütwerk des Chores, stand zum Abschluss des Abends auf dem Programm: Ein eher untypisches Werk des Komponisten, zu dem sich Brahms durch seinen Aufenthalt in Wien ermuntern ließ: „Wilde Glutgefühle“ und rosige Mädels, die Fallstricke der Weibsbilder und (dezent angedeutete) Turbulenzen auf sommerlicher Wiese: Das sind die Stoffe, die die Madrigalisten zu immer nachhaltigeren Leistungen ermunterten: Zerbrechlich und delikat vollführten sie den Wechselgesang der Männer- und Frauenstimmen. Herausfordernd und ungestüm, luftig und mild zeichneten sie die schwül-heitere Atmosphäre so mancher Liebelei nach. Kurzum: Das Geburtstagskind hat sich durchaus zum Musterknaben entwickelt. (Kölner Stadtanzeiger vom 05.07.1995)